Same, same, but different
Aber okay, ich glaube, ein paar Schritte zurück wären hilfreich. Denn, auch wenn sich alles bisher relativ normal angehört hat, es ist etwas besonderes im letzten Jahr passiert.
In gemeinsamer Bemühung haben sich Zivilbevölkerung und Regierung zusammengetan und ein Softwaresystem angeschafft und integriert, welches die Gesetzgebung vereinfachen sollte. Denn nach und nach hatten immer mehr Bürger*innen realisiert, dass das parlamentarische System ausgesprochen schlechte Entscheidungen getroffen hatte und wichtige Zukunftsthemen aufgrund ideologischer Konflikte und vermeintlichem "Wählerwillen" nicht angegangen wurden.
Das Softwaresystem hingegen ermittelt anhand vieler Kennzahlen, welche Entscheidungen den bestmöglichen Nutzen für die aktuell lebenden Bürger*innen liefert diskontiert mit dem der kommenden Generationen. So wurde beispielsweise direkt in der ersten Woche das damals populäre "Neun-Euro-Ticket" sofort auf unbegrenzte Zeit verlängert und die Kapazitäten im öffentlichen Verkehr ausgeweitet.
Ceres, so haben die Entwickler*innen das System benannt, sollte außerdem immer die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse im Blick haben.
Seitdem Ceres eingeführt wurde, ist bereits ein Jahr vergangen. Auch wenn sich vieles in der Zeit geändert hat, merken die meisten Bürger*innen wenig davon, da jede Entscheidung so implementiert wird, dass so wenig Belastung wie möglich anfällt.
Also, so wirklich bemerkt niemand das Wirken von Ceres im Alltag. Interessierte Bürger*innen aber bekommen eine große Auswahl an Informationen auf dem Portal info.ceres, wo alle Entscheidungen klar aufgeschlüsselt sind. Denn direkt als erste Entscheidung wurde verpflichtend gemacht, dass künstliche "Intelligenzen" offenlegen müssen, wie ihre Entscheidungsfindung funktioniert und welche Auswirkungen diese haben. Das war eine spannende Entscheidung, wenn man bedenkt, wie sehr unsere Politiker*innen vorher damit gerungen haben.